Anmerkung: mit (–) gekennzeichnete Items müssen umgepolt werden.
Das Antwortformat ist vierstufig: (1) stimmt nicht, (2) stimmt kaum, (3) stimmt eher, (4) stimmt genau.
Der Test darf ausschließlich von Wissenschaftlern und zu privaten Zwecken genutzt werden.
Manche Menschen sind reaktiv, d.h. sie reagieren vor allem auf äußeren Druck. Andere brauchen ihn jedoch nicht. Sie sind vielmehr durch sich selbst bewegt. Sie bringen die Dinge ins Rollen, übernehmen persönliche Verantwortung und entwickeln Eigeninitiative. Nicht nur Bäume zu pflanzen, Bücher zu schreiben und Kinder zu zeugen gehören dazu. Typische Vertreter proaktiver Menschen finden sich vor allem bei Unternehmern, Missionaren, Führungskräften, Politikern, Pädagogen, usw.
In der Psychologie gibt es eine Reihe von theoretischen Konstrukten, die dies zum Ausdruck bringen sollen. Ein älteres ist das der "internalen Kontrolle". Damit ist gemeint, daß man sich selbst als Verursacher von Ereignissen sieht, nicht dagegen als Opfer der Verhältnisse oder als Objekt fremder Einflüsse wie etwa ein Bauer im Schachspiel (pawn vs. origin). Der optimistische Interpretationsstil nach Seligman geht ebenfalls in diese Richtung. Der dispositionale Optimismus nach Scheier und Carver betont die positiven Lebensaussichten, die Selbstwirksamkeitserwartung nach Bandura dagegen die eigene Handlungskompetenz.
Eine neue Variante solcher Konzepte ist die proaktive Einstellung. Menschen mit dieser Einstellung sind nicht nur aktiv oder geschäftig (als Gegensatz zu passiv oder träge), sondern sie entwickeln darüber hinaus kreative Visionen und Initiativen. Sie wollen etwas bewirken. Sie haben eine Macher-Mentalität und sehen sich für die Lösung von Problemen an, auch dann wenn sie nicht selbst für die Ursache dieser Probleme verantwortlich sind. Sie "ziehen schon mal die Karre für andere Leute aus dem Dreck". Sie entscheiden selbst, "wohin die Reise geht". Dieses Verhalten beruht auf einer Weltsicht, die besagt, daß das Leben reich an Möglichkeiten ist, die man ausschöpfen kann, und daß man seinem Leben dadurch Sinn verleihen kann, indem man genau dies tut. Selbstbestimmtheit (self-determination; Deci & Ryan) kommt der Proaktivität auch nahe.
Zur proaktiven Einstellung gehört also, daß man kontinuierlich nach einer Veränderung seiner selbst und seiner Umwelt strebt. Man bemüht sich auch um die Lösung solcher Probleme, die man nicht selbst verursacht hat. In der Unternehmensführung gibt es zum Beispiel das Konzept des Total Quality Management (TQM), bei dem es um die ständige Verbesserung von Fertigungsprozessen, Dienstleistungen und Produkten geht. Auch dies ist Ausdruck von Proaktivität. Man kann sich daher vorstellen, das TQM auf sein persönliches Leben zu übertragen.
Im Kern des Konstrukts liegt also eine optimistische Erwartung bezüglich der Umweltressourcen und der eigenen Ressourcen in Verbindung mit der Verantwortung, etwas tun zu müssen, und dem Bedürfnis, etwas bewirken zu wollen.
Dies ist eine vorläufige Nominaldefinition des Konstrukts.
Als vorläufige operationale Definition dient die obige Skala.
Cronbachs Alpha lag in zwei bisher vorliegenden Stichproben bei .76 und .70 (N jeweils ca. 300). Die Retest-Reliabilität der Skala betrug .64 (N = 193) über den Zeitraum eines Jahres.
Schmitz, G. S. & Schwazer, R. (1999). Proaktive Einstellung von Lehrern: Konstruktbeschreibung und psychometrische Analysen. Zeitschrift für Empirische Pädagogik, 13 (1), 3-27.
Schmitz, G. S. (2000). Struktur und Dynamik der Selbstwirksamkeitserwartung von Lehrern. Ein protektiver Faktor gegen Belastung und Burnout? [Online Publikation]. Berlin: Freie Universität Berlin