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Allgemeine Selbstwirksamkeit

Matthias Jerusalem & Ralf Schwarzer (1981), revidiert 1999

  1. Wenn sich Widerstände auftun, finde ich Mittel und Wege, mich durchzusetzen.
  2. Die Lösung schwieriger Probleme gelingt mir immer, wenn ich mich darum bemühe.
  3. Es bereitet mir keine Schwierigkeiten, meine Absichten und Ziele zu verwirklichen.
  4. In unerwarteten Situationen weiß ich immer, wie ich mich verhalten soll.
  5. Auch bei überraschenden Ereignissen glaube ich, daß ich gut mit ihnen zurechtkommen kann.
  6. Schwierigkeiten sehe ich gelassen entgegen, weil ich meinen Fähigkeiten immer vertrauen kann.
  7. Was auch immer passiert, ich werde schon klarkommen.
  8. Für jedes Problem kann ich eine Lösung finden.
  9. Wenn eine neue Sache auf mich zukommt, weiß ich, wie ich damit umgehen kann.
  10. Wenn ein Problem auftaucht, kann ich es aus eigener Kraft meistern.


Das Antwortformat ist vierstufig: (1) stimmt nicht, (2) stimmt kaum, (3) stimmt eher, (4) stimmt genau.
Der Test darf ausschließlich von Wissenschaftlern und zu privaten Zwecken genutzt werden.


Das Konzept der Allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartung fragt nach der persönlichen Einschätzung der eigenen Kompetenzen, allgemein mit Schwierigkeiten und Barrieren im täglichen Leben zurechtzukommen.

In der Auseinandersetzung mit alltäglichen Umweltanforderungen stellen unsere Selbstwirksamkeitserwartungen (oder Kompetenzerwartungen) eine wichtige personale Ressource dar. Wenn wir schwierige Dinge zu bewältigen haben, müssen wir die an uns gestellten Anforderungen gegen unsere Kompetenzen abwägen. Erst dann entscheiden wir uns für eine bestimmte Handlung bzw. Bewältigungsreaktion (vgl. Bandura, 1977, 1997; Lazarus & Folkman, 1984; Schwarzer, 1993).

Diese subjektiven Kompetenzüberzeugungen, eine neue oder schwierige Aufgabe auch dann erfolgreich lösen zu können, wenn sich Widerstände in den Weg stellen, muß abgegrenzt werden von der Handlungsergebnis–Erwartung, also der Wahrnehmung von Kontingenzen zwischen einer Handlung und ihren Konsequenzen.

Kognitionen über eigene Fähigkeiten beeinflussen das Handeln. Solche subjektiven Überzeugungen können mehr oder weniger mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Bandura (1997, S. 3) definiert: "Wahrgenommene Selbstwirksamkeit bezieht sich auf Überzeugungen über diejenigen eigenen Fähigkeiten, die man benötigt, um eine bestimmte Handlung zu organisieren und auszuführen, um damit bestimmte Ziele zu erreichen" (Übers. der Verf.).

Selbstwirksamkeitserwartungen beeinflussen vor allem die Auswahl von Handlungen (Schwierigkeitsgrad), die investierte Anstrengung im Zielerreichungsprozeß, die Ausdauer angesichts von Schwierigkeiten und Barrieren sowie indirekt den Grad des Handlungserfolges.

Vier unterschiedlich effektive Quellen der Selbstwirksamkeitserwartung lassen sich unterscheiden (Bandura, 1997). Auf der untersten Ebene kann die körperliche Erregung einen Hinweis darauf geben, daß die eigenen Handlungsressourcen schwach sind, z. B. wenn man spürt, wie das Herz bis zum Halse schlägt angesichts einer schwierigen Anforderungssituation. Die verbale Mitteilung oder Überredung gilt ebenfalls als Quelle zum Aufbau von Selbstwirksamkeitserwartungen ("Du kannst es bestimmt schaffen"). Auch wenn das Individuum Modellpersonen beim Handeln beobachtet, kann es Rückschlüsse auf die eigene Kompetenz ziehen, was als stellvertretende Erfahrung bezeichnet wird. Auf der vierten, wirksamsten Stufe steht die direkte Erfahrung, also das eigene aktive Handeln und das Meistern einer schwierigen Aufgabe.

Das Konstrukt der Selbstwirksamkeitserwartung läßt sich gegen das der Handlungsergebnis–Erwartung abgrenzen. Erwartungen über Handlungsfolgen spielen in vielen Theorien eine wichtige Rolle für die Erklärung von Verhalten, so z.B. in Rotters (1966) sozialer Lerntheorie oder in den Erwartungs–Wert–Theorien (z.B. Vroom, 1964). Handlungsfolgen werden in diesen Theorien vor allem unter dem Aspekt der Kontrolle betrachtet: Steht es in der Macht eines Individuums, ein bestimmtes Handlungsergebnis zu bewirken?

Handlungsergebnis–Erwartungen lassen sich auch sprachlich von Selbstwirksamkeitserwartungen unterscheiden, da sie meist in Form von Wenn–Dann–Sätzen formuliert werden; beispielsweise "Wenn ich an der Weiterbildung teilnehme, dann verbessern sich meine Beförderungschancen". Dagegen würde man eine Selbstwirksamkeitserwartung formulieren wie: "Ich bin mir sicher, daß ich durch aktive Weiterbildungsanstrengungen meine Beförderungschancen verbessern kann".

Selbstwirksamkeitserwartungen beziehen sich auf bestimmte Verhaltensweisen, die zu bestimmten Handlungsergebnissen führen; für diese möglichen Handlungsergebnisse haben Personen wiederum Handlungs–Ergebniserwartungen. Somit sind beide Komponenten für Motivation und Verhaltensregulation bedeutsam.

Diese Überlegungen führen zu Konsequenzen bei der psychometrischen Erfassung des Konstrukts. Selbstwirksamkeitserwartungs–Items sollten in der ersten Person Singular formuliert sein ("Ich"), und sie sollten Verben enthalten wie "können" oder "sich in der Lage sehen". Darüber hinaus machen Fragen nach der Selbstwirksamkeitserwartung nur Sinn in Bereichen, in denen Anstrengung oder Ausdauer nötig sind. In einem Selbstwirksamkeits–Item sollte also der Schwierigkeitsgrad der Aufgabe deutlich werden. Dazu werden Handlungsbarrieren oder Ressourcen in Items aufgenommen.

Angaben zur Validität und T-Normen für eine heterogen Population Erwachsener sowie für Schüler der Jahrgangsstufen 7 bis 10 finden Sie hier.

Daten von über 18.000 Personen können als gezippte SPSS-Datei heruntergeladen werden.

Die Skala wurde bisher bereits in 30 Sprachen übersetzt.

Literatur

Bäßler, J. & Schwarzer, R. (1996). Evaluación de la autoeficacia: Adaptación española de la escala de autoeficacia general [Measuring generalized self-beliefs: A Spanish adaptation of the General Self-Efficacy scale]. Ansiedad y Estrés, 2(1), 1-8.

Jerusalem, M., & Schwarzer, R. (1992). Self-efficacy as a resource factor in stress appraisal processes. In R. Schwarzer (Ed.), Self-efficacy: Thought control of action (pp. 195-213). Washington, DC: Hemisphere.

Mittag, W., & Schwarzer, R. (1993). Interaction of employment status and self-efficacy on alcohol consumption: A two-wave study on stressful life transitions. Psychology & Health, 8, 77-87.

Schmitz, G. S. (2000). Struktur und Dynamik der Selbstwirksamkeitserwartung von Lehrern. Ein protektiver Faktor gegen Belastung und Burnout? [Online Publikation]. Berlin: Freie Universität Berlin.

Schmitz, G. S. (2001). Kann Selbstwirksamkeiterwartung vor Burnout schützen? Eine Längsschnittstudie in zehn Bundesländern. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 48(1), 49-67.

Schwarzer, R. (Ed.) (1992). Self-efficacy: Thought control of action. Washington, DC: Hemisphere.

Schwarzer, R. (1993). Measurement of perceived self-efficacy. Psychometric scales for cross-cultural research. Berlin, Germany: Freie Universität Berlin.

Schwarzer, R. (1994). Optimism, vulnerability, and self-beliefs as health-related cognitions: A systematic overview. Psychology and Health: An International Journal, 9, 161-180.

Schwarzer, R. (1998). Self-Science: Das Trainingsprogramm zur Selbstführung von Lehrern. Unterrichtswissenschaft, Themenheft: Selbstwirksame Schulen: Ein neuer Impuls für die Schulreform, 2, 158-172.

Schwarzer, R., Bäßler, J., Kwiatek, P., Schröder, K., & Zhang, J. X. (1997). The assessment of optimistic self-beliefs: Comparison of the German, Spanish, and Chinese versions of the General Self-Efficacy scale. Applied Psychology: An International Review, 46 (1), 69-88.

Schwarzer, R. & Born, A. (1997). Optimistic self-beliefs: Assessment of general perceived self-efficacy in thirteen cultures. World Psychology, 3 (1-2), 177-190.

Schwarzer, R., Born, A., Iwawaki, S., Lee, Y.M., Saito, E. & Yue, S. (1997). The Assessment of Optimistic Self-Beliefs: Comparison of the Chinese, Indonesian, Japanese, and Korean Versions of the General Self-Efficacy Scale. Psychologia, 40, 1-13.

Schwarzer, R., & Jerusalem, M. (1995). Generalized Self-Efficacy scale. In J. Weinman, S. Wright, & M. Johnston, Measures in health psychology: A user’s portfolio. Causal and control beliefs (pp. 35-37). Windsor, UK: NFER-NELSON.

Schwarzer, R., Mueller, J. & Greenglass, E. (1999). Assessment of perceived general self-efficacy on the Internet: Data collection in cyberspace. Anxiety, Stress, and Coping, 12, 145-161.

Schwarzer, R., & Scholz, U. (2000). Cross-Cultural Assessment of Coping Resources: The General Perceived Self-Efficacy Scale. Paper presented at the First Asian Congress of Health Psychology: Health Psychology and Culture, Tokyo, Japan.

Zhang, J. X., & Schwarzer, R. (1995). Measuring optimistic self-beliefs: A Chinese adaptation of the General Self-Efficacy scale. Psychologia, 38 (3), 174-181.